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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 309

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
143. Die Völkerschlacht bei Leipzig. 309 eine lebensvolle Zukunft habe. Die Poesie erhob sich wie die Wissenschaft, um dem heiligen Kriege seine Waffen zu schmieden. So entstand ein Heer, wie es kein zweites in der Geschichte gibt. Ein Verein grauer Veteranen und unbärtiger Jüng- linge mit der besten Manneskraft der Nation, soldatischer Ungezwungenheit und Derbheit mit religiösem Schwünge und gewissenhafter Sitte, brausender Freiheitsliebe mit strengem Pflichtgefühl und treuem Unterthanensinn. Es ent- hielt die Keime zu allen echten Fort- schritten und zu einer ausharrenden Angriffskraft, die trotz aller Hindernisse Europa zur vollständigen Erreichung des großen Zieles Hindurchriß. 143. Die Völkerschlacht bei Leipzig. Es war in den ersten Oktobertagen des Jahres 1813. Kaiser Napoleon hatte sein Hauptquartier Dresden ver- lassen und sich mit seinen Truppen in die große Ebene von Leipzig gezogen. Hier war es, wo vom 16. bis 19. Ok- tober Männer vom Tajo und Ebro, vom Po und der Tiber, von der Seine und dem Rheine, in blutigem Kampfe gegenüberstanden den Söhnen der Do- nau, der Elbe, der Oder, des Don, der Wolga, des weißen und des schwarzen Meeres! Hier wütheten 2000 Feuerschlünde drei Tage lang unter 400,000 Soldaten, von denen die einen voll hoher Begeisterung und voll Muth für die heilige Sache des Vaterlandes, die anderen für Ehre und vieljährigen Waffenruhm stritten. Im Süden Leipzigs, bei Connewitz und Liebertwolkwitz, beginnt der Kampf; Oesterreicher und Russen unter Fürst Schwarzenbergs Oberbefehle eröffnen ihn. Bald hört man nicht mehr die einzelnen Schüsse, ein unaufhörliches Rollen er- schüttert die Luft und macht die Feste der mit Rauchwolken bedeckten Erde er- beben; im weiten Umkreise klirren die Fenster und die ältesten Soldaten erin- nern sich solchen furchtbaren Geschütz- donners nicht. Die Hurrahs der An- greifenden erschallen in die Schmerzens- rufe der Verwundeten und Sterbenden, das Rasseln der Kanonen und Geschütz- wagen in den Marsch der Vordringen- den, die Trommelwirbel, die Horn- und Trompetensignale der Streiter zu Fuß und Roß in das unaufhörliche Knattern der Gewehre. Adjutanten fliegen hin und her! Verwundete kommen blutend oder werden von Anderen hinter die Angriffslinien gebracht! Tod und Schre- cken, Angst, Freude, Muth und Ver- wirrung auf allen Seiten in allen pul- vergeschwärzten Gesichtern der Streiter! Gewaltige Heeresmassen im An- und Abzüge, furchtbare Artillerie mit ihren zahllosen Feuerschlünden, Kugel- und Kartätschenladungen nach allen Seiten sendend. Da gibt's Blut! Schon wer- den die Franzosen zurückgedrängt, aber ungeheure Heeresmassen eilen im Sturm- schritte den bedrängten Punkten zu, und die französische Reiterei, von Wachau hervorstürzend, wirft endlich Alles vor sich nieder. Es ist Nachmittags 3 Uhr. Siegesboten, von Napoleon gesendet, fliegen nach Leipzig, zu künden den Sieg, und in den Donner der Geschütze tönt das Siegesläuten der Glocken von Leipzig. Doch im Buche des Schicksals stand eine andere Losung! Den kühnen Streitern fehlte der Nachdruck, und Kosaken ent- rissen ihnen die mit unglaublicher Kühn- heit gewonnene Beute an Geschütz! Ver- geblich waren alle wiederholten An- strengungen der Franzosen, die Schlacht war zum Stehen gekommen. Unterdessen hatte der Kampf auch auf der West- und Nordseite von Leipzig bei Lindenau und Möckern getobt. Mehr als 50 Feuerschlünde sind bei dem letz- tem Dorfe ausgepflanzt und senden un- aufhörlich Tod und Verderben in die Reihen der Preußen.. Wiederholt wird das lange Dorf vergeblich erstürmt. Endlich wirft sich die preußische Reiterei auf die französischen Vierecke und sprengt sie, alle Bataillone rücken ohne Befehl vor, französische Pulverwagen fliegen in die Luft und bringen Verwirrung in die Reihen, die von der andern Seite

2. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 283

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
132. Der Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. 283 zu Klostergrab und Braunau. Der Erz- bischof von Prag, dem das Städtchen Klostergrab zugehörte, und der Abt von Braunau erhoben Einsprache gegen die Errichtung dieser Kirchen. Die Sache kam vor den Kaiser Mathias, und dieser entschied, daß der Bau zu unterbleiben habe. Da sich aber die Protestanten daran nicht kehrten, so ließ der Prager Erzbischof die Kirche zu Klostergrab schließen und später niederreißen; der Abt von Braunau ließ die neuerbaute Kirche in seiner Stadt ebenfalls schließen. Die protestantischen Stände erblickten hierin eine Verletzung des sogenannten Majestätsbriefes Rudolfs Ii., erhielten aber wegen dieses Beschlusses einen kai- serlichen Verweis und wurden mit stren- ger Untersuchung und Strafe bedroht. Noch wirkten einige Umstände mit, die Erbitterung der Protestanten auf's höchste zu steigern. Im Jahre 1617 war das Reformationsjubiläum in Böhmen fest- lich begangen worden, und es hatte durch diese Feier der konfessionelle Zwiespalt neue Nahrung erhalten. In demselben Jahre hatte der Kaiser Mathias die Verwaltung von Böhmen zehn Statt- haltern übertragen, von denen sieben katholisch waren. Unter den letzteren befanden sich zudem zwei bei den Pro- testanten besonders verhaßte Männer, die Grafen Martinitz und Slawata. Es verbreitete sich nun das Gerücht, der kaiserliche Befehl sei von den Statt- haltern gefälscht worden. Am 23. Mai 1618 drang eine Deputation der pro- testantischen Stände in die Kanzlei des kaiserlichen Schlosses zu Prag, dessen Zugänge von bewaffneten Haufen be- setzt wurden. An der Spitze dieser De- putation stand der Graf Matthias von Thurn, der, obwohl ein Deutscher, seit seiner Entsetzung von dem einflußreichen Burggrafenamte sich enge an die czechische Parthei angeschlossen hatte und eines ihrer thätigsten Häupter war. Dieser sprach zu den Seinen, nie sei Hoffnung, die Religionsfreiheit dauernd zu begrün- den, so lange Martinitz und Slawata lebten; man müsse sie also tödten, jetzt, auf der Stelle. Diese Aufforderung verfehlte ihre Wirkung nicht. Wenzel von Rampora rief: „Werft sie nach alt- ! böhmischen Gebrauche zum Fenster hin- aus!" worauf Wilhelm von Lobkowitz den Martinitz umfaßte, zum Fenster drängte, und von einigen anderen unter- stützt, ihn ungeachtet seines Flehens hinunter stürzte. Darauf folgte plötz- liche Stille, da selbst die Thäter über ihre That erschraken. Thurn rief, auf Slawata deutend: „Edle Herren, hier habt ihr den anderen!" Darauf mußte auch Slawata den unfreiwilligen Sprung aus dem Fenster machen, und ihm wurde noch der Geheimschreiber, Philipp Fabri- cius Platter, nachgesandt. Die Höhe bis zum trockenen Schloßgraben maß an 50 Fuß. Doch kamen alle drei mit dem Leben davon; nur Slawata erhielt eine Verletzung am Kopfe. Nach dieser Gewaltthat mußten die protestantischen Stände weiter gehen, wenn sie nicht strenge Strafe auf ihre Häupter laden wollten. Sie rissen die Regierung an sich und einigten sich in der Wahl von 30 Direktoren, zugleich warben sie ein Heer und stellten an dessen Spitze den Grafen von Thurn. Als im folgenden Jahre Kaiser Matthias starb, kündigten die Böhmen dem Hause Habsburg gänzlich den Ge- horsam auf und wählten den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der protestantischen Union, zu ihrem Könige, in der Hoffnung, durch die Unterstützung der Union sich gegen die Macht Habsburgs halten zu können. Kurfürst Friedrich schwankte, ob er die Wahl annehmen solle oder nicht. In seinem geheimen Rathe wurden mehr Gründe gegen, als für die Annahme vorgebracht. Seine Mutter, Wilhelms von Oranien Tochter, bat ihn thränen- den Auges, die Krone zurück zu weisen. Für die Annahme suchten ihn zu be- wegen Christian von Anhalt und seine stolze Gemahlin Elisabeth, Tochter des Königs Jakob I. von England. Sie soll zu ihm gesagt haben, warum er nicht den Muth habe, nach einer Königs- krone zu greifen, nachdem er eine Kö- nigstochter gefreit! Friedrich entschied sich für Annahme; seine Mutter aber sagte ihm, als er Heidelberg verließ, prophe- tischen Blickes: „Sohn, du trägst die Pfalz nach Böhmen!" —

3. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 346

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
346 Iv. Natnrbilder. umher, wirft sie weg, schlägt dann und wann einen linkischen Purzelbaum. Der Alte aber sieht auf die zwei anderen hoffnungsvollen Jungen, in denen das väterliche Talent schon mehr sich offen- bart. Sie haben das leise horchende Mäuschen erspäht und das flüchtende im Wettsprunge gefangen. Mit muth- williger Lust werfen sie es, einer dem andern zu, bis sie, des Spieles satt, es dem jüngsten überlassen. Nun gilts, ein Nest zu spüren, eine Grasmücke zu beschleichen, den schlüpfrigen Frosch zu packen, es wird wohl auch der Palast eines Erdwespenstammes durchstöbert, denn die Zunge der leckern Bürschchen will eben Alles erproben. Endlich tritt auch die Mutter aus dem Erdgeschoß und der alte Fuchs erinnert sich, daß es Zeit sei, seinen Pflichten als Ernährer der Familie nachzugehen. Er macht sich auf; aber er eilt mit Weile. Gelassen schlendert er, den Schweif schleppend, durch Busch und Kraut, immer querfeldein. Bald ist er mitten im Waldbann. Er schleicht langsamer, leiser, vorsichtiger. Der Abend haucht kühl aus Halm und Blatt; die Bäume heben ihre Wipfel regungslos in die Stille; nur die Vogelkehlen sind noch laut. Die Drossel lockt mit hellem Ton, die Meise schlüpft von Busch zu Busch, der Waldzimmermann Specht hackt und hämmert am Eichenstumpf, dazwischen kreischt der Häher und dann ist auf einmal Alles still und nur der melancholische Ruf des Wiedehopfs stöhnt aus dem Schooß der grünen Einsamkeit. Reinecke ist am Rande der grünen Waldwiese angekommen. Er lauscht vor- sichtig. Jetzt knackt es in den Zweigen. Der Fuchs spitzt das Ohr. Ein Pfeifen läßt sich hören: da tritt das Reh heraus, das Haupt spähend emporgerichtet, die Augen nach allen Seiten rollend. Wie- I der pfeift es, und in munterem Sprunge ist das Kitzchen der Mutter zur Seite. In den drolligsten Sätzen tändelt es um dieselbe, ein Kraut, ein Blatt im Fluge abstreifend und dann sich nieder- werfend, um zu saugen. Die Rieke leckt ihm kosend den Nacken. Plötzlich hebt sie ihren Kopf. Ihre Lichter fun- keln, ein Zittern fliegt über die Flan- ken, sie macht ein paar Sprünge und stampft zornig mit den Läufen. Es ist klar, sie hat den Räuber gewittert. Der hat sich leisen Schrittes herangestohlen, sacht, sacht, das Kitzlein unverrückt im Auge. Es gilt einen kühnen Griff. Wenn ihm nur nicht die Alte soeben den Weg verrannt hätte! Aber Reinecke läßt sich nicht irren; er thut, als sei er in liefen Gedanken. Keine Miene verräth, daß er der Beute ansichtig geworden; wie träumerisch starrt er in's Blaue. Er verschwindet, um in weitem Bogen den Angriff von der andern Seite zu versuchen. Allein die wach- same Alte drängt sich dicht an das Junge, denn sie kennt des Rothen Arg- list. Endlich ist er doch dem Ziele seiner Wünsche näher gekommen. Er duckt sich nieder, wie eine Katze schmiegt er sich an den Boden, die Lunte zuckt, die Augen starren wildgierig auf das sorglose Kitzlein; er weißt die mörderi- schen Reißer, hebt leise Fuß und Kopf zu Sprung und Biß, — ein Moment noch — ein Satz — da stürzt sich die Mutter schnaubend auf den Räuber, mit den Füßen ihn zerstampfend. Das Kälb- chen ist gerettet. Reinecke kehrt hinkend und zorngrimmig heim. Rache schwört er dem Flüchtling, und wehe diesem, wenn der Fuchs Gelegenheit findet, den Schwur zu lösen! 3. Tritt die Sonne in das Zeichen des Löwen, dann blüht dem Fuchs die gol- dene Zeit. Auf den Feldern hangen die Aehren schwer und gelb, ein unabsehlicher Fruchtwald. Dahin zieht's den Fuchs. Dort lagern Hase und Kaninchen, Reb- huhn, Wachtel und Lerche, kleine Leut- chen ohne Wehr und Waffen, die ein behagliches Leben führen. Ach es wird ihnen übel gehen! Der Verschlagene weiß zu passen und zu fassen, zu kirren und zu irren mit Strichen und Schlichen, mit Blicken und Tücken. Er mordet bei Tag und Nacht und seine Brut wird feist und dreist. Zu seinem Nachtische wünscht er Confect. Auch das findet sich. Auf sonniger Heide winkt ihm das Bienenhaus. Er erbricht es, schleckt die würzigen Tropfen, und mag ihn das ganze Jmmenheer zürnend umschwärmen, er lacht ihres Stachels, lädt sie sich auf

4. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 352

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
352 Iv. Naturbilder. jungen Bäume zur Seite; dennoch ver- mag er die Wälder nicht zu verwüsten und zu lichten. Die Heerde ist nicht gefürchtet, friedlich bleibt sie in ihrem Waldbezirk; nur einzelne, ausgestoßen aus der Gesellschaft, stürzen wüthend hervor in die Gärten, zerstampften Reis- felder und Zuckerrohr, reißen die Palmen aus dem Boden und zertreten die nie- deren Hütten der Malapen. Aber dieser grinimige Feind fängt sich in Schlingen; er fällt in Gruben, welche der Mensch ihm gräbt. Dieser dringt in die Wälder und sucht in ihrer Heimat die Heerde auf. Sie wird umgangen, mit einem Kranze heller Flammen umstellt. Fackeln werden ihr von allen Seiten her ent- gegengetragen; tausend fremde Stimmen ängstigen sie, schweben wie Gespenster über ihr und um sie her, wohin sie sich auch wenden mag. Da zieht sich immer enger der Zauberkreis unter Jauchzen und Trompetenschmettern: feurige Schlangen fahren ihr aus der Mündung des Ge- schützes brüllend entgegen. Raketen stei- gen zu den schwarzen Gewölben der Bäume empor, schütteln den feurigen Regen donnernd über die Aeste nieder, Blätter glänzen, Blumen erbleichen. Da fliehen die Elephanten dicht gedrängt, die Rüssel in die Höhe gehoben, die großen Ohren ausgestreckt, wo der Weg ihnen offen gelassen. Ihre Augen glühen; mit den Füßen stampfen sie den Boden. Aeste krachen, Bäume stürzen, die Erde erzittert. Und wie vom Sturm gepeischt, wälzt sich in dunkeln, tosenden Wogen die Heerde und stürzt in die Umzäunung. Da bricht der Morgen an, die Kolosse, eingeschlossen, treffen in ohnmächtiger Wuth gegen die Stämme, die ihnen den Weg versperren. Von hohen und sicheren Gerüsten schaut man auf sie hinab. Da wird das Thor geöffnet, ein Elephant drängt sich hindurch; aber hinter ihm schieben sich die Balken vor. Er ist im engen Raume gefangen. Der Schall der Trompete schmettert in sein Ohr. Die Jäger nahen, wie er auch toben mag, sie fesseln seine stämmigen Glieder und wer- fen ihm die Schlinge um den Hals. Run treten die Seelenverkäufer, seine Brüder, ihm zur Seite, sie halten ihm den Rüssel, der wird an seine eigenen Zähne festge- bunden; sie bändigen, sie züchtigen ihn, bis er gedemüthigt ihnen folgt. Der mächtige Riese steht, ein leben- diger Felsblock aus der Urwelt, da. Er hält das große Haupt gesenkt, als sei der Jubel seiner Ueberwinder ihm Hohn und als schäme er sich; denn er ist eine Mißgestalt, mit seinem Leib auf Säulenfüßen, wie auf Stämmen mit borkiger Rinde; in dem dicken, runzligen Fell mit einzelnen Haaren besetzt; mit seinem kleinen borstigen Schwanz. Sein Haupt, wenig beweglich, zeigt die hohe Stirn, das kleine Auge und voll Runzeln die bewimperten Lider. Eine Mißgestalt ist er mit den breiten, hängenden Ohren, die spitze Unterlippe, die gekrümmten Vorderzähne, Sparren gleich hervor- stehend, und mit dem Rüssel, der zwi- schen ihnen niederhängt; dieser ist einer Schlange gleich, mit zwei Röhren, an deren Oeffnung ein Finger. Und den- noch ist der Elephant ein edles Wesen und wie durch Zauber verwandelt; mensch- licher Verstand wohnt in ihm, und sein Auge zeigt den klaren, klugen Blick. Und der Rüssel ist sein Arm, er kann ihn strecken und einziehen und überall hin- wenden und biegen. Er ist ihm eine Hand, womit er tastet, womit er die Knoten löst, Blumen pflückt, Aeste bricht und Bäume ausreißt. Er zieht den Pfropf aus der Flasche, gießt den Wein in seinen Rüssel; der ist sein Trinkhorn, das leert er in den Mund. Durch den Rüssel athmet er, läßt seine Stimme wie eine Trompete ertönen und fordert sich selber zum Kampfe auf. Aber auch Streitkolbe und Waffe ist er ihm, wo- mit er den Tiger packt, ihn schüttelt, ihn zerschmettert und unter die Füße wirft. So schwer der Elephant auch ist, dennoch bewegt er sich stets und leicht, ist immer wachsam, achtet auf jedes Geräusch, hat den Blick auf weite Ferne hin und schläft wenige Stunden. Langsam wächst er und zählt Jahr- hunderte. Aus seinen Wäldern ent- führt, unterwirft er sich dem Menschen. Ein halbes Jahr vergeht, und er ist gehorsam dem Winke seines Herrn ge- worden und hält das Auge auf ihn ge- richtet. Er streckt seinem Führer den Rüssel dar und hebt ihn damit auf den

5. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 399

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
31. Gebet während der Schlacht. 399 Was fielst du Schütze^ „Tod dem Hirsch, dem fetten." Gleich Hirsch und Reh wird man euch selber jagen. Was strickst du Fischer? „Netz dem Fisch, dem zagen." Aus eurem Todesnetz wer kann euch retten? Was wiegest du schlaflose Mutter? „Knaben." Ja, daß sie wachsen und dem Vaterlande Im Dienst des Feindes Wunden schlagen sollen. Was schreibest Dichter du? „In Gluthbuchstaben Einschreib' ich mein' und meines Volkes Schande, Das seine Freiheit nicht darf denken wollen." 3. Bei Gott! Kein Nichts ist's, deß ihr euch verwegnet! Ein Etwas ist's, wofür den Arm ihr höbet, Ein Etwas, das die Welt und Nachwelt lobet, Ein Etwas, dem der Himmel Gnade regnet! Drum, eh' ihr auszieht und dem Feind begegnet, Steht erst vor dem, deß Aug' die Herzen probet: Nicht eh'r zieht, als dem Höchsten anverlobet, Nicht eh'r zieht, als vom Priester eingesegnet. Der Feinde Lanzen müssen vor euch splittern, Und seine Donner müssen ihm versagen, Wenn für euch selbst spricht Gott aus den Gewittern. Ja, Gottes Flügel, um euch hergeschlagen. Muß, ob ihr fallet, selbst den Tod entbittern. Daß ihr sein Antlitz seh'n könnt ohne Zagen. 4. Wir schlingen unsre Hand' in einen Knoten, Zum Himmel heben wir den Blick und schwören! Ihr Alle, die ihr lebet, sollt es hören, Und wenn ihr wollt, so hört auch ihr's, ihr Todten. Wir schwören: Steh'n zu wollen den Geboten Des Lands, deß Mark wir tragen in den Röhren, Und diese Schwerter, die wir hier empören, Nicht eh'r zu senken, als vom Feind zerschroten. Wir schwören: daß kein Vater nach dem Sohne Soll fragen, und nach seinem Weib kein Gatte, Kein Krieger fragen soll nach seinem Lohne, Noch heimgeh'n. eh' der Krieg, der Nimmersatte, Ihn selbst entläßt, mit einer blut'gen Krone, Daß man ihn heile, oder ihn bestatte. 31. Gebet während der Schlacht. Von Theodor Körner. Vater, ich rufe dich! Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze, Sprühend umzucken mich rasselnde Blitze. Lenker der Schlachten, ich rufe dich! Vater du, führe mich! Vater du, führe mich! Führ' mich zum Siege, führ' mich zum Tode! Herr, ich erkenne deine Gebote! Herr, wie du willst, so führe mich. Gott, ich erkenne dich! Gott, ich erkenne dich! So im herbstlichen Rauschen der Blätter, Als im Schlachtendonnerwetter, Urquell der Gnade, erkenn' ich dich. Vater du, segne mich! Vater du, segne mich! In deine Hand befehl' ich mein Leben, Du kannst es nehmen, du hast es gegeben; Zum Leben, zum Sterben segne mich. Vater, ich preise dich! Vater, ich preise dich! 's ist ja kein Kampf für die Güter der Erde; Das Heiligste schützen wir mit dem Schwerte, Drum, fallend und singend, preis' ich dich, Gott, dir ergeb' ich mich! Gott, dir ergeb' ich mich! Wenn mich die Donner des Todes begrüßen. Wenn meine Adern geöffnet fließen: Dir, mein Gott, dir ergeb' ich mich! Vater, ich rufe dich!

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 415

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
61. Barbarossa im Kyffhäuser. 62. Otto von Wittelsbach (1155). 415 61. Barbarossa im Kyffhäuser. Bon Friedrich Rückert. 1. Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Im unterird'schen Schlosse Hält er verzaubert sich. 2. Er ist niemals gestorben. Er lebt darin noch jetzt; Er hat im Schloß' verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt. 3. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit Und wird einst wiederkommen Mit ihr zu seiner Zeit. 4. Der Thron ist elfenbeinern, Darauf der Kaiser sitzt; Der Tisch ist marmelsteinern, Worauf sein Haupt er stützt. 5. Sein Bart ist nicht von Flachse, Er ist von Feuersgluth, Ist durch den Tisch gewachsen, Worauf sein Kinn ausruht. 6. Er nickt, als wie im Traume, Sein Aug', halb offen, zwinkt; Und je nach langem Raume Er einem Knaben winkt. 7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: „Geh' hin vor's Schloß, o Zwerg, Und sieh', ob noch die Raben Herfliegen um den Berg. 8. Und wenn die alten Raben Roch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen Verzaubert hundert Jahr." 62. Otto von Wittelsbach (1155). Von I. B. Gotzmann. 1. Ans Welschland kehrt mit Schild und Schwert, Gefolgt von treuen Mannen Der Kaiser heim, des Uumuths Keim Im deutschen Land zu bannen ; Und an des Rothbarts Seite ritt, Der stets an seiner Seite stritt, Sein Schirm und Hort auf Schritt und Tritt, Des Reiches Pfalzgraf Otto. 2. Auf K o n r a d s Schloß sein Spielgenoß War er mit Leib und Leben In Freud' und Leid von jener Zeit Dem Freunde treu ergeben. Er eilt mit ihm zum Tiberstrom, Er stund ihm an der Seit' in Rom, Als festlich in Sankt Peters Dom Der Papst den Kaiser krönte. 3. Es liegt zerstört, was sich empört, Mit Mailand siel Tortona; Da waffnet sich Herr Alberich, Ein Ritter aus Verona, Zu hemmen Friedrichs Siegesflug, Und jetzt an ihm und seinem Zug Durch ausgeheckten welschen Trug Die welsche Schmach zu rächen. 4. Wo schroff und stark an deutscher Mark Die Felsen hoch sich thürmen. Und eingezwängt der Pfad sich engt, Von keiner Macht zu stürmen. Da hat er auf der nackten Wand, Fünfhundert Kämpen an der Hand, Sich ausgewählt den sichern Stand, Die Deutschen zu verderben. 5. Und als die Schaar gedrungen war Bis an des Hohlwegs Pforte, Da ruft mit Hohn in Blick und Ton Der Frevler diese Worte: „Du Bettelkaiser, sonder Ehr', Erst Rachesold und Lösung her. Geraubtes Gold und Waff' und Wehr, So ziehst du frei von dannen!" 6. Ein Felfenstück im Augenblick Rollt zu des Rothbarts Füßen, Und dieser spricht: „Verweg'ner Wicht, Du sollst den Schimpf uns büßen!" Und dreht sich um: „Herr Pfalzgraf, späht, Ob ihr nicht uns're Majestät, Die dieser Bube höhnt und schmäht. Vermögt an ihm zu rächen! 7. Ihr scheint allein der Mann zu sein, Zn enden solche Fehde!" Gar inniglich erfreute sich Herr Otto dieser Rede; Jhm^kocht das Wittelsbacher Blut In Stolz und Zorn und Rachegluth, Er faßt das Banner wohlgemuth, Zweihundert Ritter folgen. 8. Er klimmt hinan die steile Bahn Auf unbetret'nen Wegen, Und wo's dem Feind unmöglich scheint. Da stürzt er ihm entgegen. Und an ein wildes Hetzen ging's, Die Hiebe flogen rechts und links. Aus Schlucht und Felsen halte rings Das grausenvolle Jagen.

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 418

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
418 Ii. Epische Dichtungen. Und rings erfüllte den hohen Balcon Das Volk in freud'gem Gedränge; Laut mischje sich in der Posaunen Ton Das jauchzende Rufen der Menge: Denn geendigt nach langem, verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder ans Erden. Nicht blind mehr waltet der eiserne Speer, Nicht fürchtet der Schwache, der Friedliche mehr, Des Mächtigen Beute zu werden. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pocal, Und spricht mir zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, Mein königlich Herz zu entzücken; Doch den Sänger vermiss' ich, den Bringer der Lust, Der niit süßem Klang mir bewege die Brust Und mit göttlich erhabenen Lehren. So Hab' ich's gehalten von Jugend an, Und was ich als Ritter gepflegt und gethan, Nicht will ich's als Kaiser entbehren." Und sieh! in der Fürsten umgebenden Kreis Trat der Sänger rnr langen Talare; Ihm glänzte die Locke silberweiß, Gebleicht von der Fülle der Jahre. „Süßer Wohllaut schläft in der Saiten Gold, Der Sänger singt von der Minne Sold, Er preiset das Höchste, das Beste, Was das Herz sich wünscht, was der Sinn begehrt; Doch sage, was ist des Kaisers werth An seinem herrlichsten Feste?" ■—- „Nicht gebieten werd' ich dem Sänger", spricht Der Herrscher mit lächelndem Munde, „Er steht in des größeren Herren Pflicht! Er gehorcht der gebietenden Stunde. Wie in den Lüften der Sturmwind saus't, Man weiß nicht von wannen er kommt und braus't, Wie der Quell aus verborgenen Tiefen: So des Sängers Lied aus dem Innern schallt Und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt, Die im Herzen wunderbar schliefen." Und der Sänger rasch in die Saiten fällt Und beginnt sie mächtig zu schlagen: „Auf's Waidwerk hinaus ritt ein edler Held, Den flüchtigen Gemsbock zu jagen. Ihm folgte der Knapp' mit dem Jägergeschoß, Und als er auf seinem stattlichen Roß In eine Au kommt geritten. Ein Glöcklein hört er erklingen fern, Ein Priester war's mit dem Leib des Herrn: Voran kam der Meßner geschritten." „Und der Graf zur Erde sich neiget hin, Das Haupt mit Demuth entblößet. Zu verehren mit gläubigem Christensiun, Was alle Menschen erlöset. Ein Bächlein aber rauschte durch's Feld, Von des Gießbachs reißenden Fluthen geschwellt,

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 420

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
420 Ii. Epische Dichtungen. 67. Kaiser Rudolf und der Freihart zu Nürnberg. Von Karl Förster. Der Kaiser zog zum Münsterthor Und viel des Volks ihm nach; Da trat ein Freihartsbub' hervor Und zupft den Herrn und sprach: „Herr Bruder, nicht so stark fürbaß! Es ist noch einer hier!" Der Kaiser schaut ihn an; der Spaß Bedünkt ihm Frevel schier. „Was ficht dich an? — Mein Bruder du? Ich kenne traun dich nicht!" Der Freihart aber lacht dazu Und blinzt ihn an und spricht: „Ich denke so: der Kaiser stammt, Wie ich, von Adam her, Und sind wir Brüder allesammt, Sind wir's auch, ich und er." „Drum wollt Ihr — was die Zeit verbrach — Ausgleichen baar und blank, So theilt mit mir, und tilgt die Schmach, Und nehmt dann meinen Dank." Der Kaiser lacht und spricht: „Gesell, Jetzt muß ich beten geh'n; Schaff' einen Sack derweil zur Stell', Dann laß uns weiter seh'n!" Der Bub' eilt flink und flugs nach Haus Und kehrt in vollem Lauf; Da tritt der Herr zur Kirch' heraus Und ruft: „Nun, Bursch', thu' auf!" Der zieht den Sack die Läng' und Quer, Ihm dünkt er noch zu klein; Der Kaiser wirft — es klang nicht schwer — Wirft einen Heller drein. Und spricht: „Nun weiter Bursch! durch's Reich; Der Brüder sind noch mehr! Gibt jeder dir dem ersten gleich, Bist du so reich, wie der." 66. Die beiden Todten zu Speier. Von J. Nep. Vogl. 1. Wie! Fackeltanz im Dome? Fusstritte dumpf hinab, 8' ist Kaiser Karl der Sechste, er steigt in der Ahnen Grab, Er selber will es schauen, bei heller Fackelgluth, Wie dort der Franke gefrevelt in frechem Uebermuth. 2. Und immer röther färbte seine Wang’ gerechter Grimm, „Beim Himmel! Ihr Franzosen, was ihr gethan, ist schlimm! Die Väter in den Särgen sieht er des Schmucks beraubt, Die Krone abgerissen von manchem theu’ren Haupt. 3. Zertrümmert sind die Särge, die Deckel liegen um, Und Leichentuch und Purpur zerfetzt im Staub ringsum, Da blickt manch hohles Auge ihn gar gespenstig an, Als wollt es zu ihm sagen: „Räch’ uns, lebend’ger Mann.“ 4. Und fürder schreitet Karl, erfasst vom tiefsten Schmerz, Der Fackelschimmer gleitet über der Särge Erz. Nun steht er dort vor zweien, die sind zerschlagen gar, Und die Gerippe drunter vermengt gar wunderbar,! 5. Er steht wohl tief erschüttert, die zwei, die kannt’ er gut, Sie hassten sich im Leben, die hier zusamm’ geruht, Nicht konnten sie bestehen, wo Licht und Lust besteht, Es war des Kaisers Adolf und Albrechts Majestät. 6. Nun liegen sie zerbrochen, vermischt ihr los’ Gebein, Von Keinem kann man sagen: der Knochen hier war sein; Nur an dem einen Scheitel, gefurcht von grimmem Schlag, Das Haupt des Kaisers Adolf man noch erkennen mag. 7. Und vor dem Staub der beiden der Kaiser lange steht, Es ist ein heilig’ Ahnen, was seine Brust durchweht; „Ja, ob auch Hass und Zwietracht auf Erden hier zu Haus, Es löscht in jedem Herzen des Todes Hand sie aus.“ 8. D’rauf manchen Kunsterfahrnen er hin zur Gruft beschied, Und lässt dort den Gerippen anfügen Glied an Glied, Und manch’ ein Bein des Adolf wird Albrechts Eigenthum Und manch’ ein Bein des Albrecht des Adolf wiederum. 9. So liegen beide Feinde vereinigt nun gar sehr, Der Adolf-Albrecht jener, der Albrecht-Adolf der; So liegen sie und ruhen, bis die Posaune ruft, — Kein Frevler stör’ hinfürder sie mehr in ihrer Gruft!

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 423

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
71. Kaiser Karl auf der Martinswand. 423 71. Kaiser Max auf der Martinswand. Von Anast. Grün. 1. Willkommen, Tirolerherzen, die ihr so bieder schlagt! Willkommen, Tirolergletscher, die ihr den Himmel tragt! Ihr Wohnungen der Treue, ihr Thäler voller Duft, Willkommen, Quellen und Triften, Freiheit und Bergesluft! — 2. Wer ist der kecke Schütze im grünen Jagdgewand, Den Gemsbart auf dem Hütlein, die Armbrust in der Hand, Deß Aug' so flammend glühet, wie hoher Königsblick, Deß Herz so still sich freuet an kühnem Jägerglück? 3. Das ist der Max von Habsburg aus lust'ger Gemsenjagd; Seht ihn aus Felsen schweben, wo's kaum die Gemse wagt! Der schwingt sich auf und klettert in pfeilbeschwingtem Lauf, Hei, wie das geht so lustig durch Kluft und Wald hinauf! 4. Jetzt über Steingerölle, jetzt über tiefe Gruft, Jetzt kriechend hart am Boden, jetzt fliegend durch die Luft! Und jetzt? — Halt ein, nicht weiter! Jetzt ist er festgebannt, Kluft vor ihm, Kluft zur Seite, und oben jähe Wand! 5. Der Aar, der sich schwingt zur Sonne, hält hier die erste Rast, Des Fittigs Kraft ist gebrochen, und Schwindel hat ihn erfaßt; Wollt' Einer von hier zum Thale hinab ein Stieglein bau'n, Müßt', traun, ganz Tirol und Steier die Steine dazu behau'n. 6. Wohl hat die Amm' einst Maxen erzählt von der Martinswand, Daß schon beim leisen Gedanken das Aug' in Nebeln schwand; Jetzt kann er's seh'n, ob dem Bilde sie treue Farben geborgt? Daß er's nicht weiter plaud're, dafür ist schon gesorgt. 7. Da steht der Kaisersprosse, Fels ist sein Througezelt, Sein Scepter Moosgeflechte, an das er schwindelnd sich hält; Auch ist eine Aussicht droben, so weit und wunderschön, Daß ihm vor lauter Schauen die Sinne fast vergeh'n. 8. Tief unten liegt das Innthal, ein Teppich lustig grün, Wie Fäden durch's Gewebe, zieh'n Straß' und Strom dahin. Die Bergkolosse liegen rings eingeschrumpft zu Hanf' Und schau'n, wie Friedhofhügel, zu Maxen mahnend auf. 9. Jetzt stößt er, Hülfe rufend, mit Macht hinein in's Horn, Daß es in Lüften gellet, als dröhnte Gewitterzorn; Ein Teufelchen, das kichert im nahen Felsenspalt: Es dringt ja nicht zu Thale des Hülserufs Gewalt. 10. In's Horn nun stößt er wieder, daß es fast platzend bricht; Ho, ho, nicht so gelärmet! Da hilft das Schreien nicht! Denn liebte ihn sein Volk nicht, was er auch bieten mag, Herr Max, er bliebe sitzen bis an den jüngsten Tag! 11. Was nicht das Ohr vernommen, das hat das Aug' geseh'n; Die unten sah'n ihn schweben auf pfadlos steilen Höh'n; Gebet und Glocken rufen für ihn zum Himmelsdom; Von Kirche zu Kirche wallfahrt der bange Menschenstrom. ^ 12. Jetzt an dem Fuß des Felsens erscheint ein bunter Chor, Von Priester inmitten weiset das Sakrament empor. Max sieht nicht das bunten Wimmeln auf ferner Thalesslur, Er sieht das blitzende Glänzen der Goldmonstranze nur.

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 424

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
424 Il Epische Dichtungen. 13. „ Fahr wohl nun, Welt und Leben! Schwer fällt der Abschiedmir; O unerforschlich Wesen, du winkst, ich folge dir! Ich schien ein Baum voll Blüthen, — dein Blitz hat ihn erschlagen, — Ach, gerne hätt' er früher noch süße Frucht getragen! 14. Ich schien ein Bauherr, thürmend den Dom zu deinem Ruhm. — Nicht durft' er ganz vollenden der Liebe Heiligthum! Ein Priester, plötzlich stürzend todt an des Altares Stufen, Er hätte gern erst Segen noch über's Volk gerufen! 15. So mag dies Herz denn brechen, von Lieb' und Segen voll! So mod're nun mein Busen, der thatenfchwanger schwoll! Verwelke Hand, denn nimmer krönt deine Müh' Gedeih'n! Nur Gottes bester Engel kann hier mein Netter sein. 16. Er spricht's und hebt zum Himmel nun Angesicht und Arm, Und in die Kniee sinkt er und betet still und warm; Da klopft's auf seine Schulter, er fährt erschreckt empor; „Komm' heim, du bist gerettet!" — so ruft es an sein Ohr. 17. Und einen Bergmann sieht er froh lächelnd vor sich steh'n, Der faßt ihn fest beim Arme und winkt ihm fürder zu geh'n; Mit Leitern, Stahl und Seilen wird kühn ein Pfad gebahnt, Wo Maxens Fußtritt strauchelt, stützt ihn des Retters Hand. 18. Der lädt ihn auf den Rücken, wo Klüfte schwindelnd droh'n; Wohl sind der Treue Schultern des Fürsten schön st er Thro Rasch geht's zu Thal, wo jauchzend Tirol empfängt die Zwei, Kein Spötter kann belächeln die seltene Reiterei. 19. Wohl kündet uns die Sage aus grauer Ahnenzeit Von einem Himmelsboten, der schützend ihn befreit; Ja, wohl ein Engel war es, ein Schutzgeist stark und kühn, Des treuen Volkes Liebe, so nennt zu deutsch man ihn. 20. Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land Und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand; Noch lebt die edle Kunde und jubelt himmelwärts. Aus manchen Sängers Munde, aus aller Tiroler Herz! 72. Der Pilgrim von St. Inst. Von August v. Platen. 1. Nacht ist's, und Stürme sausen für und für, Hispanische Mönche, schließt mir auf die Thür! 2. Laßt hier mich ruh'n, bis Glockenton mich weckt, Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt! 3. Bereitet mir, was euer Haus vermag. Ein Ordenskleid und einen Sarkophag! 4. Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein, Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. 5. Das Haupt, das nun der Scheere sich bequemt, Mit mancher Krone ward's bediademt. 6. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt. Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. 7. Nun bin ich vor dem Tod den Todten gleich, Und fall' in Trümmer, wie das alte Reich.
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